Im Fachbereich Psychiatrie besteht die Notwendigkeit neue Behandlungsstrategien wie die nicht-invasive Hirnstimulation zu entwickeln, da eine Vielzahl von Patienten nicht oder nur unzureichend auf pharmakologische und psychotherapeutische Maßnahmen anspricht.
Durch ihre Häufigkeit und Schwere erhalten hierbei besonders depressive Erkrankungen eine hohe Relevanz für die therapeutische Hirnstimulation. So sind nach Schätzungen weltweit bis zu 20 % der Menschen von depressiven Erkrankungen betroffen, wobei häufig chronisch-rezidivierende Verläufe und eine verhältnismäßig hohe Mortalitätsrate zu verzeichnen sind.
Die derzeit zur Verfügung stehenden intrakraniellen und nicht-invasiven, transkraniellen Verfahren für die Hirnstimulation bieten Möglichkeiten das Therapiespektrum für die Psychiatrie sinnvoll zu ergänzen.
Dabei wird für die therapeutische Hirnstimulation zwischen konvulsiven Verfahren wie der Elektrokonvulsionstherapie (EKT) oder Magnetkonvulsionstherapie (MKT) und nicht-invasiven Verfahren wie der repetitiven transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) >> sowie der transkraniellen Gleichstromstimulation (tDCS >>) unterschieden. Invasive Techniken wie die Tiefe Hirnstimulation (THS) und die Vagusnervstimulation (VNS) bilden eine dritte Möglichkeit der therapeutischen Hirnstimulation.
Die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) wird bei sehr schweren Depressionserkrankungen schon seit Jahrzehnten mit hoher Wirksamkeit angewendet.
Als nicht-invasives Hirnstimulationsverfahren steht mit der Entwicklung ausgereifter Magnetstimulationssysteme seit Anfang der 1990er Jahre zunehmend die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) im Fokus der Forschung. Diese Form der nicht-invasiven Hirnstimulation kann mittlerweile als eine Therapieoption mit hoher Evidenz vor allem bei depressiven Erkrankungen angesehen werden.
Erfolgversprechende Ergebnisse liefert auch eine Vielzahl kontrollierter Studien über die Anwendung des nicht-invasiven Verfahrens der transkraniellen Gleichstromstimulation (tDCS).
Mit nicht-invasiven Hirnstimulationsverfahren wie der rTMS oder tDCS können regionale, kortikale Aktivitäten moduliert werden. Die Therapieeffekte der Anwendung der nicht-invasiven, transkraniellen Hirnstimulation werden mit der möglichen Normalisierung der Dysregulationen erklärt, die bei Depressionen vor allem im Bereich des präfrontalen Kortex vorliegen.
Der Vorteil der nicht-invasiven Hirnstimulationsverfahren wie der rTMS und der tDCS liegen neben der vergleichsweise guten Wirksamkeit, in ihrer Schmerzfreiheit, guten Verträglichkeit und hohen Patientenakzeptanz.
Die Deutsche Gesellschaft für Hirnstimulation in der Psychiatrie (DGHP) weist in ihrer Stellungnahme des Vorstandes vom 15.08.2014 darauf hin, „dass das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) […] einen OPS-Code für die rTMS (8-632) unter den nicht-operativen therapeutischen Maßnahmen definiert (https://www.dimdi.de/).“
Die DGHP sieht dies als bedeutsamen Schritt in der Entwicklung für die nicht-invasive Hirnstimulation rTMS als Therapieverfahren in der Psychiatrie und begrüßt dies ausdrücklich.
Literatur: Siehe Empfehlungen der DGHP wie
Plewnia C, Padberg F. Transcranial and invasive brain stimulation for depression. Der Nervenarzt 2012;83:1006-1012
Lefaucheur JP, Andre-Obadia N, Antal A, et al. Evidence-based guidelines on the therapeutic use of repetitive transcranial magnetic stimulation (rTMS). Clin Neurophysiol 2014
Transkranielle Gleichstromstimulation tDCS >>